Niklas Zell
Ostbayerische Technische Hochschule Amberg-Weiden
Studiengang und Schwerpunkt
Master Umwelttechnologie (Schwerpunkte in Umweltverfahrenstechnik)
Titel der Abschlussarbeit
Haupttitel: Entwicklung und Erprobung chemometrischer Analyse- und
zugehöriger Referenzverfahren

Spezifischer Titel: Entwicklung neuartiger Vor-Ort- und Schnell-Analyseverfahren zur Beurteilung
biotechnischer Prozesse sowie deren Reststoffen am Beispiel von
Fermentationsprozessen
Was war Ihre erste Reaktion/ Ihr erster Gedanke, als Sie erfahren  haben, dass Sie mit dem Kulturpreis Bayern ausgezeichnet werden?
Ich hatte mich gerade an meinen Arbeitsplatz gesetzt, als ich den Anruf vom Career-Center unserer Hochschule erhalten habe. Zuerst hielt ich es für einen Scherz, dass ich mit einem Preis geehrt werden soll, und war entsprechend etwas perplex. Mittlerweile hatte mein PC hochgefahren und in meinem Postfach fanden sich schon die ersten Glückwünsche. Langsam setzte sich der Gedanke und ich fing an, mich richtig zu freuen. WOW!
Aufgrund eines Termins hatte ich damals auf meiner Bachelorverabschiedung leider schon gefehlt und wegen der Corona-Pandemie fand auch keine Masterverabschiedung in Amberg statt. Zudem habe ich nach der Masterarbeit, die ich schon an der Hochschule verfasst habe, eine Stelle in einem anderen Labor der Hochschule angenommen. Alles ging also die ganze Zeit nahtlos ineinander über, ständig nur Hochschule und nie ein wirklich klarer Schnitt. Über den Abschluss meines Studiums konnte ich mich nie richtig freuen, weil ich gefühlsmäßig nie richtig abgeschlossen habe. Und dann der Kulturpreis Bayern? Das nenne ich mal die Luxusausführung eines klar definierten Abschlusses. Die Neuigkeit riss mich aus meiner Alltagsblase heraus - auf eine wirklich positive Weise!
Wo wird Ihre Preisstatue bei Ihnen ihren Platz finden?
Ich muss zugeben, wenn man den ganzen Tag mit Mikroalgen zu tun hat, denkt man bei jeder optisch ansprechenden geometrischen Form aus Metall direkt daran, sie zu einem Algenreaktor umzufunktionieren. Keine Angst, den Gedanken habe ich mittlerweile verworfen _)
Da das, wenn ich mich recht entsinne, mein erster Preis in Statuenform ist, habe ich noch gar keinen richtigen Platz dafür. Nachdem er für den Filmdreh und das Fotoshooting ständig bewegt wurde, kann ich mir jetzt Gedanken über seine endgültige Position machen.
Welchen für Laien greifbaren Bereich des gesellschaftlichen Lebens liefert Ihre Arbeit wichtige Erkenntnisse?
Jeder Prozess, der nicht mehr auf Erdöl sondern auf nachwachsenden Rohstoffen basieren soll, sei es die Produktion von Werkstoffen und Chemikalien oder die Bereitstellung von Energie, erfordert bedarfsangepasste chemische Analytik für die Steuerung der neuartigen, komplexen Prozesse und für genau diese Analysenmethoden soll diese Arbeit die Grundlage liefern, damit wir das Erdölzeitalter endlich hinter uns lassen können.
Wie sehen Ihre Zukunftspläne (privat/beruflich) aus?
Nach dem Masterabschluss bin ich an der Hochschule in Amberg geblieben, allerdings nicht mehr im Umweltanalytiklabor, sondern im Labor für Bioverfahrenstechnik, um dort als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Entwicklung von Bioraffinerieprozessen auf Basis von Mikroalgen zu forschen. Im Rahmen unserer Tätigkeit entwickeln mein Team und ich die Kultivierungs- und nachgeschalteten (Downstream) Aufbereitungsprozesse mit zugehörigen chemischen Analysenverfahren und numerischen Simulationen. Mithilfe unserer Entwicklungen wollen/konnten wir die Wirtschaftlichkeit und Ökobilanz von Mikroalgenprozessen derart verbessern, dass die Zukunfstechnologie Mikroalgen heute schon Realität wird. Da ich in diesem Technologiebereich das große Potenzial sehe, der gesellschaftlich und politisch oft leichtfertifg gestellten Forderung nach Nachhaltigkeit gerecht zu werden, will ich in diesem Bereich weiter forschend tätig sein - gerne auch auf internationaler Ebene, denn die Problematiken betreffen nicht nur Deutschland. Die Ergebnisse beschränken sich zudem häufig nicht allein auf die Prozesstechnik. So gewinnen wir beispielsweise antivirale Zucker für medizinische Applikationen und entwickeln optische Messverfahren - Ergebnisse von denen, wie ich hoffe, zukünftig auch andere Fachbereiche profitieren können. Alles in allem will ich also noch verstärkt international und interdisziplinär aktiv sein. Dann müssen sich andere Menschen nicht den Kopf über unsere Umweltprobleme zerbrechen und können andere Baustellen angehen, wie etwa Medizin, Kommunikation, Digitalisierung, etc.
Privat habe ich aktuell keine festen Pläne, da mich mein Forschungsthema auch privat nicht loslässt und ich mich in meiner Freizeit noch wesentlich stärker weiterbilden will, v.a. in Themen, die in meinem Studium viel zu kurz gekommen sind, wie etwa Programmierung, Numerik, Statistik, Signalanalyse und Prozessautomatisierung.
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Pressemitteilung